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Einfach Füttern Blog

Don’t kill your Cashcow

Cashcow - www.kuehe-gesund-fuettern.de

In der Industrie werden die einzelnen Betriebszweige nach ihrem Einkommen und ihrem Anteil am Gewinn eingeteilt. Die sogenannte „Cashcow“ eines Betriebes, von der oft zu lesen ist, steht dabei für einen langzeitbewährten und Geld einbringenden Betriebszweig – im Fall eines Milchviehbetriebs die Milchproduktion –, den es im bestmöglichen Zustand zu erhalten gilt. Aktuell zwingt der extrem niedrige Milchpreis die Milchviehhalter dazu, die Kosten ihrer Milchproduktion noch eingehender zu überprüfen.

Keine falschen Sparmaßnahmen

Da der Kostenblock Futter derzeit über 60 % der Produktionskosten ausmacht, rücken die Futterkosten in den Mittelpunkt der Einsparungsbetrachtung. Wenn Futterkosten überprüft werden, sollten die folgenden fünf Bereiche betrachtet werden:

    1. die Kosteneffizienz von Futterzusatzstoffen,
    2. der Nutzen von zugekauften Saftfuttermitteln (u. a. Biertreber),
    3. die Grundfutterqualität und deren Lagerung,
    4. das betriebliche Futtermanagement (z. B. Restfuttermenge, Tier-Fressplatz-Verhältnis etc.) und 5. die Gesundheit der Tiere.

Denn nach wie vor gilt der alte Grundsatz: „Nur eine Ration, die den Pansen gesund erhält, ist auch eine wirtschaftliche Ration!

Was ist die optimale Ration?

Dabei schneidet selten die günstigste Ration auch als die wirtschaftlichste Ration ab. Viel wichtiger ist, dass die Ration und die Milchmenge in einem effizienten Verhältnis zueinanderstehen. Hierfür steht die Kennzahl Income over feed cost (IOFC), übersetzt Einkommen nach Futterkosten, zur Verfügung und sollte zur genauen Prüfung der Ration herangezogen werden. Das IOFC lässt sich errechnen, indem die täglichen Futterkosten pro Kuh und Tag von den täglichen Milcherlösen abgezogen werden. Das verbleibende Einkommen steht dann für alle weiteren Kostenblöcke u. a. Arbeit und Kapital zur Verfügung. Betriebe, deren Haupteinnahmequelle die Milchproduktion ist, müssen jede Maßnahme zur Einsparung sorgfältig prüfen. Oft fällt durch die Einsparung von Futterkosten die Milchmenge so weit geringer aus, dass der IOFC-Wert sich sogar verschlechtert. Die schwierigen Bemühungen des Milchviehhalters, Futterkosten einzusparen, führen deshalb leider im seltensten Fall zu mehr Effizienz. Es bestätigt sich immer wieder in der Praxis: Die Cashcow auf einem Milchviehbetrieb bleiben die Milcheinnahmen!

Voll-TMR  

Eine Analyse der Voll-TMR kann Aufschluss darüber geben, weshalb die Ration nicht die erwartete Milchmenge ermelkt.

Was ist das optimale IOFC für meinen Betrieb?

Diese Frage kann nur einzelbetrieblich geklärt werden. Je höher der IOFC-Wert, desto besser. Der wichtigste Einflussfaktor bleibt natürlich der Milchpreis. Daneben spielen aber auch die vorhandenen Grundfuttermengen und -qualitäten, die auf dem Betrieb zur Verfügung stehen, eine große Rolle und geben das Grundgerüst der optimalen Ration vor. Gutes Grundfutter hilft, das genetische Leistungspotenzial der Kühe möglichst schonend auszuschöpfen. Wenn die Grundfuttermittel eine hohe Energiedichte und eine gute Verdaulichkeit aufweisen, ist das eine gute Voraussetzung für einen hohen IOFC-Wert. Gleichzeitig wird durch eine hohe Grundfutterleistung die Liquidität des Betriebes geschont, da es bereits gelagert wird und schon „bezahlt“ ist. In der Praxis liegt der IOFC (Grundfutter mit Marktpreisen berücksichtigt) auf vielen Betrieben derzeit oft nur noch bei 7 bis 10 ct pro Kilogramm Milch. Davon müssen alle weiteren Kosten der Milchproduktion bezahlt werden.
Oft führt eine Steigerung der Milchmenge zu einem höheren IOFC, da der Anteil des Erhaltungsbedarfs der Kühe an den Futterkosten sinkt. Mehr Milch bedeutet deshalb immer auch, dass mehr Geld für die Deckung der weiteren Kosten zur Verfügung steht. Im Beispiel (Tabelle) wurden zwei ähnliche Betriebe miteinander verglichen. Werden jährlich 800.000 kg Milch abgeliefert, so hat Betrieb A monatlich 2.667 € geringere Einnahmen als Betrieb B. Hier wäre umgehend gegenzusteuern.

Der IOFC berücksichtigt nicht den Einfluss auf die Tiergesundheit.

Wird z. B. der Anteil eines günstigen Futtermittels in der Ration erhöht, wird möglicherweise die Milchmenge gehalten, der Einfluss auf Fruchtbarkeit und Klauengesundheit lässt sich aber erst nach ein paar Wochen abschätzen und monetär nur schwer bewerten.
Wird der IOFC-Wert vom Betrieb regelmäßig berechnet, hilft es, als weitere Kennzahl einen fixen IOFC-Wert (für einen festen Milchpreis) mit in die Auswertung aufzunehmen. So lassen sich betriebliche Entwicklungen besser abbilden.Tabelle Vergleich zweier Betriebe - www.kuehe-gesund-fuettern.de

Passt die Milchmenge zur Ration?

Wenn dies nicht der Fall ist und man befürchtet, dass das IOFC zu gering ausfällt bzw. die Kühe nicht die Milch geben, die von der Ration erwartet wird, ist es wichtig, die Ration genau zu überprüfen. Einen ersten Aufschluss über mögliche Fehlerquellen kann eine TMR-Vollanalyse geben. Auch die Bestimmung der tatsächlichen Trockenmasseaufnahme ist wichtig, um die Ration und ihr Leistungspotenzial richtig einzuschätzen. Die Milchinhaltsstoffe geben Aufschluss darüber, ob die Ration ausgewogen ist. Erreichen die Kühe die angestrebte Peakleistung nach 5–7 Wochen nicht, muss die Eiweißversorgung überprüft werden. Bei einer unzureichenden Persistenz (mehr als 12 % der Tiere müssen mit weniger als 15 Litern trockengestellt werden) sollte die Energieversorgung in Augenschein genommen werden. Wenn verschiedene Fütterungsgruppen gefüttert werden, ist vor allem die Persistenz nach dem Gruppenwechsel zu kontrollieren. Die Kühe sollten in kleinen Gruppen umgestallt werden und optimalerweise keine Milch verlieren. In der Praxis lässt sich oft beobachten, dass auch Harnstoffwerte < 200 mg/l viel Milch ermelken, da hohe Harnstoffwerte oft nur ein Hinweis auf einen Energiemangel sind. Deshalb muss bei der Interpretation der Harnstoffwerte immer die gesamte Fütterung und die Tiergesundheit beurteilt werden.

Wie viel Kraftfutter ist wirtschaftlich?

Zum optimalen Kraftfutterverbrauch gibt es verschiedene Meinungen, sowohl in der Wissenschaft, in der landwirtschaftlichen Ausbildung als auch in der Praxis. Das liegt daran, dass auch diese Frage stets einzelbetrieblich beantwortet werden muss, da viele unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen. Vergleicht man die verschiedenen Regionen in Deutschland miteinander, so lässt sich feststellen, dass der Kraftfutterverbrauch auf den milchviehhaltenden Betrieben in Schleswig-Holstein im Schnitt niedrig liegt (laut BZA 2014/2015 bei 285 g/kg Milch korrigiert auf Energiestufe III). In anderen Regionen mit schlechten Energieerträgen pro Hektar Mais und gleichzeitig geringen Grasqualitäten liegt der Kraftfuttereinsatz pro Kilogramm Milch üblicherweise über 300 g und wird von der Beratung auch so unterstützt.
Damit nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden, ist es notwendig, sowohl die Milchmenge als auch die eingesetzten Kraftfuttermittel hinsichtlich ihrer Energie zu korrigieren. Wird ein hochwertiges Kraftfutter mit einem Energiegehalt von 7,0 MJ NEL eingesetzt, so führt die Energiekorrektur dazu, dass aus den auf dem Betrieb eingesetzten 260 g/kg Milch 272 g/kg werden (E III). Möchte der Landwirt sich mit einem Berufskollegen vergleichen, sollten beide energiekorrigierte Kraftfuttermengen verwenden, um die Wirtschaftlichkeit ihrer Fütterungen gut einschätzen zu können.

Kraftfutterstation  

Um Fehler bei der Kraftfutterzuteilung zu vermeiden, sollten die Kraftfutterstationen regelmäßig überprüft und kalibriert werden.

Transponder-Stationen richtig nutzen

Wenn am Futtertisch eine Teil-TMR angeboten und zusätzlich Kraftfutter über Transponderstationen gefüttert wird, stellen diese eine zusätzliche Fehlerquelle dar. Wann wurden die Stationen zuletzt gereinigt und kalibriert? Sind die Fütterungskurven richtig eingestellt? Passen sie zur aktuell gefütterten Ration? Zudem sollte die maximal ausgeworfene Portionsgröße nicht mehr als 1,5 kg/Besuch betragen. Werden als durchschnittliche Kraftfuttermenge 6 kg an der Station pro Kuh und Tag gefüttert, muss eine Kuh 4x täglich die Station aufsuchen. Bei mehr als 100 Tagesbesuchen pro Transponder holen schwache Tiere (Färsen, Frischmelker, kranke Kühe) nicht mehr die volle Menge Kraftfutter ab. Demnach dürften in solch einem Fall nicht mehr als 20 Kühe Zugang zu der Station haben oder die Teil-TMR am Futtertisch muss mit zusätzlichem Kraftfutter aufgewertet werden. Dadurch ließe sich die Besuchsfrequenz ebenfalls reduzieren.

Schon häufig führte eine nicht richtig funktionierende Transponderstation zu übermäßigen Kraftfuttergaben.

Diese schaden nicht nur der Tiergesundheit (Acidosegefahr deutlich erhöht), sondern auch der Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion. Eine einfache Kontrollmöglichkeit – neben der Kalibrierung mit einem Transponder – ist das Abgleichen1 der Lieferscheine mit den vorgesehenen Kraftfuttermengen. Bei der kuhindividuellen Kraftfutterzuteilung – auch in Kombination mit Milchmengenmessung – muss immer die Pansenfüllung, die Mistkonsistenz und die Wiederkauaktivität der Tiere mitberücksichtigt werden. Die Person, die das Kraftfutter zuteilt, muss demnach jede Kuh kennen und „vor Auge haben“.

Schüttelbox

Futtereffizienz richtig vergleichen

In Fachzeitschriften und auf Vortragsveranstaltungen wird immer wieder auch die Kennzahl Futtereffizienz diskutiert. Diese Kennzahl stellt dar, wie viel kg energiekorrigierte Milch aus einem kg Trockenmasse Futter gebildet werden. Als Zielwert wird für die Gesamtherde 1.5 kg ECM/kg Trockenmasseaufnahme angegeben. Dieser Wert ist stark abhängig vom Laktationsstadium, der Laktationsnummer und der Fütterungsstrategie des Betriebes (z. B. hohe Grundfutterleistung, günstiger Kraftfutterkontrakt). In der Beratungspraxis ist es wichtig, dass neben der Umrechnung in Kilogramm ECM auch die Energiedichte der Ration berücksichtigt wird (kg ECM/kg TM energiekorrigiert). Nur so lassen sich horizontale und vertikale Betriebsvergleiche erstellen und der Betrieb kann Schlussfolgerungen daraus ziehen.

Cashcow-Fazit

Das Überprüfen der Futterkosten darf nicht zu einer geringeren Milchmenge oder gar zu kranken Kühen führen. Die Cashcow auf einem milchviehhaltenden Betrieb ist und bleibt die Milchproduktion. Wird die Milchmenge durch das Einsparen von Futterkosten verringert, verschlechtert sich fast immer auch das Einkommen nach Futterkosten (IOFC). Somit bleibt weniger Geld für die Deckung der übrigen Kosten übrig. Aus diesem Grund müssen die Ration und vor allem die Fütterungskennzahlen (u. a. Trockenmasseaufnahme, Kraftfutterverbrauch, Futterkosten) gerade im aktuellen Milchpreistief zeitnah (mind. monatlich) ausgewertet und beurteilt werden. Bei der Futtereffizienz muss neben der energiekorrigierten Milchmenge auch die Ration energetisch korrigiert werden. Nur mit den richtigen Kenn- und Vergleichszahlen wird die maximale Effizienz der Fütterung erreicht und es lassen sich an der richtigen Stelle Kosten einsparen.
Ich wünsche dir viel Erfolg und gesunde Kühe!
Deine Denise

 

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